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Einfach mal das Maul aufmachen… oder warum Zivilcourage nicht immer tragisch enden muss

Hört sich im ersten Moment nach einer So-oder-so-ähnlich-Geschichte an, hat sich aber wirklich so abgespielt.

Ich wollte gestern Nacht / heute Morgen mit der Bahn aus der Stadt nach Hause fahren. Komm also die Treppe runter, nächste Bahn in 10 Minuten. Super. Setz mich also hin, um auf die Bahn zu warten. Natürlich hab ich meine Kopfhörer zu Hause vergessen, also nix mit Musik hören. Mach die Augen zu, bissel dösen. Krieg dann irgendwann mit, wie die Mädels neben mir zu ’nem Typen sagen, er soll sich doch lieber mit mir, statt mit ihnen quatschen. Mach kurz die Augen auf, grins rüber und mach die Augen wieder zu.

Kurz darauf bekomm ich mit, wie sich der Kerl und ein anderer Typ gegenseitig anzicken, ich hab keeeeine Ahnung um was es geht (wussten die selber wahrscheinlich selber nicht, wahrscheinlich um die Mädels), aber der Ton wird zunehmend aggressiver. Sehr stressig. Ich mein dann nur, dass sie sich mal beruhigen sollen, dass es halb fünf in der Früh is und dass wir alle nur nach Hause wollen. Zeigt keine Wirkung. Die hatten sich mittlerweile so reingesteigert, dass keiner mehr nachgeben wollte. Würde man ja blöd dastehn, vor den Mädels, nä.
Worauf hin ich dann meine, sie sollen doch einfach ihre Schwänze rausholen und kucken, wer den größeren hat. Das klingt echt überhaupt nich nach mir, besonders weil ich kein Bock drauf hab, fremde Schwänze zu sehen.

Der Spruch bringt die beiden kurz aus dem Tritt, aber leider haben wir den Point-of-no-return schon überschritten und plötzlich fangen die an, sich gegenseitig zu treten. Ich hab echt keine Ahnung was ich mir gedacht habe, aber das nächste an was ich mich erinnere ist, dass ich dazwischen gehe, sie auseinander schucke und anfange sie anzuschreien. Was der Scheiß denn soll, dass man jeden verfickten Tag in der Zeitung liest, dass sich irgendwelche Trottel die Schädel eintreten und am nächsten Morgen nich mal mehr wissen, warum überhaupt.
Das hätte echt ins Auge gehen können, aber ich glaub die wollten sich gar nicht prügeln, die hatten nur ’nen Stupser gebraucht, damit keiner von beiden das Gesicht verliert. Irgendwie hab ich ihnen den Wind aus den Segeln genommen, zur Abwechslung meine Alpha-Männchen-Dominanz demonstriert und sonst irgend was, jedenfalls haben sich die beiden dann in unterschiedliche Richtungen getrollt. Einer der Menschen, welche die ganze Zeit drum rum standen hat mich dann noch gelobt und dann kam auch schon meine Bahn und ich konnte mich aus dem Staub machen, bevor es sich die Typen anders überlegen und mir doch noch eine zimmern.

Es muss also nicht immer so enden wie bei Tuğçe Albayrak oder Dominik Brunner. Natürlich muss man immer von Situation zu Situation abwägen, wie man sich verhält und vielleicht auch mal lieber die Polizei rufen als sich einzumischen und dann vielleicht selber noch eine drauf zu kriegen. Hätte mich wahrscheinlich auch rausgehalten, wenn es 20 Zwei-Meter-Schränke gewesen wären, aber die waren echt nur zwei halbe Portionen wie ich selbst, die nach ’ner Ausrede gesucht haben, sich nicht zu prügeln.

Published inAlltag eines Helden

4 Comments

  1. Du warst also der Held, der dort gerade gebraucht wurde? 😀

    • …’ne nur der, den sie verdient haben 😀

  2. Inga Inga

    s for superhero!!! 🙂

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