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Monat: September 2018

Krakau

Folgende Geschichte hat sich so oder so ähnlich abgespielt:

Vor mehr als 10 Jahren bin ich das letzte Mal in Polen gewesen.
War alles super, bis es an die Heimreise ging.
Kurz gesagt, wir haben unseren Heimflug verpasst.
Die lange Geschichte kann man hier nachlesen.
Als es dann darum ging, nach all den Jahren wegen einem Junggesellen-Abschied zurück zukehren, habe ich Vorkehrungen getroffen und habe mir geschworen stehts auf der Hut zu sein.

Und so habe ich mich dazu entschlossen, viel viel viel zu früh am Fluhafen zu sein, damit alles reibungslos verläuft.
Ich stelle mich also völlig verknüllt, viel viel viel zu früh, am Security-Check an. Und stehe dann da eine Weile. Schitt für Schritt geht es voran. Wie durch Watte höre ich mir Geschichten von den Leute hinter mir an. Irgendwelche mexikanischen Reise-Anekdoten. Bis mir jemand auf  die Schulter tippt.
Ich dreh mich rum und irgend so ’n Typ meint „Die Schlange fängt da hinten an“ und zeigt dabei auf das Ende der Schlange. Da wo ich ungefähr vor 15 Minuten stand.
Ich so „?“ und er so „Ja du hast dich hier grad reingedrängelt“.
Ich atme tiiief durch.
Das fängt ja gut an.
Mir gehen viele Antworten durch den Kopf. Um eine Eskalation zu vermeiden erwiedere ich nur ein eloquentes „Des’squatsch!“ und dreh mich wieder rum und mach mir schon mal Gedanken darüber, was ich die folgenden 35 Stunden unternehme, die ich zu früh am Flughafen bin. Wir spulen also die nächsten Stunde einfach vor, in denen ich nach Nahrung suche und eine Charakter-Studie über Junggesellen-Abschiede und Kegelclubs verfasse, die scheinbar die restlichen 99% der übrigen Fluggäste ausmachen.

Irgendwann trudelt dann auch der Rest meiner Reisegruppe ein. Von da an wird’s schwammig. Ich erinnere mich noch an das erste Bier um 7 Uhr morgens, dann lässt meine Erinnerung nach.

Also bin ich die Fotos auf meinem Handy durchgegangen und und versuche einfach mal so die Geschichte zu erzählen…

Ok, das ist einfach.
Scheinbar haben wir einen Privatjet gebucht. Ich habe nichts anderes erwartet.
Wahrscheinlich habe ich den spendiert.

OK, den Typ kenn ich. Ich bin mir ziemlich sicher das war der zukünftige Bräutigam.
(75% sicher)

Ich glaube wir haben so was wie einen Pub-Crawl gemacht. Durch leere Clubs. Beer-Pong hat da eine wesentliche Rolle gespielt. Da fällt mir ein… woher hab ich eigentlich das Tatoo „Strip-Beer-Pong World Champion“.  Egal. Manche Dinge bleiben lieber im Verborgenen.

Wir hatten ein Piano auf dem Zimmer? Hatten wir? Oder haben wir das aus dieser einen Bar geklaut. Ich sag da besser nichts dazu, ich will mich nicht selber belasten.

Bogenschießen? Wer zum Teufel gibt 20 betrunkenen deutschen Touristen Pfeil und Bogen????? Es ist erstaunlich, dass wir alle lebensnotwendigen Organa verfehlt haben.

Ah stimmt, das war der Moment, in dem ich meinen Superhelden-Namen gewählt habe.

Beruhigend, dass wir wenigstens auf unsere Körper-Hygiene geachtet haben. Bier ist gut für die Haare und Wasser wird gespart, indem man zusammen in die Wanne geht. Löblich.

Bissel Schwund is immer und irgendwas bleibt immer auf der Strecke. Kollateralschaden.
Lass sie gehen. *spült*

Beweis, dass es 95% der Anwesenden geschafft haben, ihre Sonnenbrille nicht im Klo runterzuspülen. Und die Erkenntnis, dass die Kamera 10 Kilo Fett drauf schlägt.
Bei mir.
Fotze.

Hatte ich erwähnt, dass wir einen polnischen Straßenjungen adoptiert haben?
Nicht?
Wir haben einen polnischen Straßenjungen adoptiert.

Einstein lebt und arbeitet in einer Kneipe am Krakauer Markplatz.

Ich erinnere mich. Das Selfie ist nach 3 Tagen Krakau entstanden.
Mittlerweile kann man hoffentlich nichts mehr im Blut nachweisen…

Fun Fact: Polnische Straßenkinder dürfen ins Handgepäck. Er war sooo tapfer.

Polnische Zigarillos sind echt schwer anzuzünden und schmecken nach Krakauer.

Letztes Bild.
Nach 4 Tagen, Klavierstunden um 3.00 Uhr Nachts, Pfeil-und-Bogen-Gotcha, einem entführten Ausflugsdampfer, Schwertkämpfen in der Unterhose, Selfies mit Instagram-Models, 350 Piroggen, 4 geprellten Nutten (zahlen und wegrennen), 4 Packungen Rennie, 2,5 runtergespülten Sonnenbrillen und einem abgesagten Flug in letzter Minute, küsse ich den Boden des deutschen Flughafens.

Ich lebe noch.

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